Selbst gemachte Brezeln für den Palmbuschen… oder einfach zum Nachdenken.

Ich wurde in eine sehr traditionelle Familie hineingeboren, was vermutlich daran liegt, dass wir schon seit eh und je dem Bauernstand angehören. Kirchliche Feste und Feiertage wurden und werden hoch gehalten. Das heißt, wir wissen, warum es Weihnachtsferien und Osterferien gibt, dass es dabei nicht nur um die Geschenke, sondern eigentlich um die Geburt bzw. die Auferstehung Christi geht. Oder dass sich da nicht einfach irgend jemand mal gedacht hat: ach, so ein verlängertes Wochenende zwischendurch wäre mal schön, sondern dass es Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam sind, die da gefeiert werden. Kirchliche Feste sind der Grund, warum wir in Österreich überdurchschnittlich viele Feiertage haben. Und auch wenn man mit der Kirche nichts am Hut hat, sollte man sich dessen doch bewusst sein.

In der Kindheit waren wir jeden Sonntag in der Kirche, bis ich dann rebellierte und nicht mehr mitgehen wollte. Ich sah einfach keinen Sinn hinter dem ganzen „Verein“. Mittlerweile, also nach etwa 25 Jahren ist es so, dass ich mich dort mehr engagiere denn je. Pfarrgemeinderat, Pfarrbrief, Ministranten, Katholische Frauenbewegung, Kirchenchor – viele meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten haben mit der Kirche zu tun. Und doch zweifle ich manchmal. Besonders dann, wenn ich von schrecklichen Missbrauchsvorwürfen und noch schlimmer von den darauf folgenden Vertuschungen höre. Wenn ich Priester erlebe, die es in keinster Weise schaffen, Kinder und Jugendliche anzusprechen und zu erreichen. Wenn ich lese, dass Frauen nicht zum Priesteramt zugelassen werden – obwohl die gesamte Institution Kirche ohne der ehrenamtlichen Tätigkeit von Frauen gar nicht mehr existieren würde!

Aber dann wieder sehe ich unsere Gemeinschaft im Kleinen, in unserer Pfarre, mit so vielen engagierten Menschen. Erlebe sogar Priester, die es schaffen, mit ihrer Predigt Menschen zu erreichen, ihnen mit ihren guten Worten das Herz oder auch manchmal die Augen zu öffnen. Leider liegt es, wie in so vielen anderen Institutionen, an den starren Strukturen, die einen Wandel so schwer möglich machen. Aber was bringt es mir, wenn ich aus dieser Gemeinschaft austrete? Auch dann erreiche ich keine Veränderung. Aber im Kleinen, bei meinen Ministranten, im Chor, in einer lieben Frauengruppe – hier kann ich wirken. Und somit die Welt vielleicht ein kleines bisschen besser machen…

All diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, während ich die Brezeln für den Palmbuschen forme. Bei uns ist es Tradition, den Palmbuschen mit Brezeln zu dekorieren, manchmal hängen auch noch Äpfel oder gefärbte Eier daran. Es sieht nicht nur nett aus, es war und ist für die Kinder auch eine große Herausforderung, die Brezeln während der ganzen Messe vor Augen zu haben, aber nicht essen zu dürfen. Naja, so manche Brezel hat es wohl nicht durch die ganze Messe geschafft…

Welche Traditionen auch immer euch wichtig sind, ich wünsche euch von ganzem Herzen eine schöne Osterzeit!

Alles Liebe,

eure Veronika

Palmbrezeln

4.32 von 29 Bewertungen
Vorbereitungszeit 30 Minuten
Zubereitungszeit 30 Minuten
Rastzeit 1 Stunde 30 Minuten
Portionen 25 Stück
Kein Palmsonntag ohne Palmbuschen – und selbst gemachten Brezeln drauf. Wie einfach man die formen kann, zeige ich euch hier. Der Teig ist übrigens auch keine Hexerei.

Zutaten

Mürber Germteig

  • 125 ml Milch (kalt)
  • 21 g Germ (frisch)
  • 180 g Butter (kalt)
  • 450 g Weizenmehl oder feines Dinkelmehl
  • 35 g Zucker
  • 2 Stück Dotter
  • 1/2 TL Salz
  • abgeriebene Schale von 1/2 Zitrone

Sonstiges

  • versprudeltes Ei zum Bestreichen
  • nach Belieben Hagelzucker zum Bestreuen

Anleitungen 

  • Germ mit der Milch verrühren.
  • Die kalte Butter grob reiben und mit allen Zutaten in eine Schüssel geben. Die Germmilch dazu gießen und alles zu einem kompakten, eher festen Teig verkneten. Im Kühlschrank zugedeckt eine Stunde rasten lassen.
  • Den Teig in etwa 20 – 25 Stücke zu je 35 – 40 g teilen. Jedes Stück rund schleifen und nochmals rasten lassen. 
  • Anschließend jede Kugel zu einem ca. 25 – 30 cm langen dünnen Strang formen. Darauf achten, dass die Mitte dicker bleibt und der Strang zu den Enden hin dünner wird. Nun Brezeln formen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen. Dort die Brezeln nochmals etwa 10 min. gehen lassen.
  • Die Brezerl mit versprudeltem Ei bestreichen (eventuell mit Hagelzucker bestreuen) und im vorgeheizten Rohr bei 180 °C Heißluft etwa 10 min. backen – dabei immer wieder schauen, dass das Gebäck nicht zu dunkel wird. Anschließend die Brezeln aus dem Rohr nehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
  • Die ausgekühlten Brezeln auf bunte Bänder fädeln und auf den Palmbuschen hängen.

Notizen

  • Die ausgekühlten Brezeln können auch mit der Oberseite in Schokolade getunkt werden.
  • Dieser Teig eignet sich auch sehr gut als Strudelteig mit allen möglichen Füllungen wie Nüsse, Mohn, Marmelade, etc.
Gericht: Brauchtumsgebäck, Kuchen & Co, Ostern
Küche: Österreichisch

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