Das „Gefühlsrezept“ meiner Mutter gibt es jetzt schwarz auf weiß.

Mit Mamas und Omas ist das beim Kochen und Backen ja immer so eine Sache. Auf die Frage, wieviel man denn von dieser oder jener Zutat braucht, heißt es schlicht: „ja, nach Gefühl halt“ (eventuell sogar Augenverdrehen inklusive ob dieser offensichtlich dummen Frage…).

Hmmm, nach Gefühl halt? Ein wunderbarer Satz, der einem als „Nachkochende“ zwar den letzten Nerv rauben kann, der aber genau das aussagt, was beim Kochen und Backen das Wichtigste ist: nämlich nicht das perfekte Rezept, oder die neuesten Küchengeräte, oder die teuerste Küche. Nein, es ist das Gefühl. Früher war es selbstverständlich, dass Rezepte von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurden, inklusive aller Tipps und Tricks. Sehr wenig wurde da aufgeschrieben, die Tochter hat es von ihrer Mama, die wiederum von ihrer und so weiter. Und es wurde alles mit der Hand gemacht, einfach deshalb, weil es nichts anderes gab. Wer sich heute wieder einmal die Zeit nimmt, den Teig mit der Hand zuzubereiten, der wird merken, um wieviel besser dieses Brot schmeckt.

Das heißt jetzt nicht, dass ich alles nur mit der Hand knete. Nein, ich habe natürlich auch meine tolle Küchenmaschine, die mir den Alltag enorm erleichtert. Aber immer mehr komme ich mir drauf, dass ich bei der händischen Zubereitung ein besseres Gefühl für den Teig habe und ich ihn automatisch weicher mache – was sich enorm auf die lockere Konsistenz und den guten Geschmack auswirkt! Handgemachtes Brot schmeckt nach dem Gefühl, das ich hineingesteckt und nach der Zeit, die ich mir für die Zubereitung genommen habe. Zwei unerlässliche Zutaten, die es nicht zu kaufen gibt, die aber unerlässlich sind für geschmackvolle und köstliche Ergebnisse aus der Küche.

Für diese Zeltel habe ich meiner Mutter über die Schulter geschaut und ihr „Gefühlsrezept“ einmal ganz genau mitgeschrieben. Ganz einfach deshalb, weil ich es auf diese Weise nicht nur für mich selbst, sondern auch für andere zugänglich mache. Nur eines ist gleich geblieben: ich bereite die Zeltel auch mit der Hand zu, denn das ist wichtig. Nur so schmecken sie unvergleichlich gut nach früher und nach Mama.

Nehmt euch also gerne die Zeit zum Zubereiten und selbstverständlich zum Genießen – es zahlt sich aus!

Alles Liebe,

eure Veronika

Zelteln

4.82 von 11 Bewertungen
Vorbereitungszeit 30 Minuten
Zubereitungszeit 1 Stunde
Rastzeit 2 Stunden
Portionen 25 Stück
Eine Innviertler Spezialität, dessen Rezept von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Zutaten

  • 750 ml Milch
  • 42 g Germ (frisch)
  • 1 TL Zucker
  • 1 kg Weizenmehl (glatt)
  • 20 g Salz
  • 2 Stück Eier

Anleitungen 

  • Für den Teig zuerst die Milch erwärmen (auf max. 40 °C!) und diese anschließend mit dem Germ und dem Zucker verrühren. 
  • Das Mehl in eine große Germteigschüssel füllen und gemeinsam mit dem Salz, den Eiern und der Germ-Milchmischung mithilfe eines Kochlöffels zu einem glatten Germteig schlagen. Die Konsistenz des Teiges soll eher weich sein. Eine Stunde zugedeckt gehen lassen. 
  • Danach den Teig mit dem Kochlöffel noch einmal einrühren und wieder etwa eine halbe Stunde gehen lassen. Der Teig muss sich jedes Mal deutlich vergrößert haben.
  • Einen großen Esslöffel in Mehl tauchen und damit möglichst gleich schwere Stücke aus dem Teig herausstechen.
  • Die Stücke auf einem bemehlten Tuch zu runden Kugeln schleifen. Diese auf ein Blech legen und nochmals eine halbe Stunde gehen lassen.
  • Anschließend ein Blech nach dem anderen im Rohr bei etwa 190 °C Ober- und Unterhitze bis zur gewünschten Bräunung backen (etwa 20 Minuten).
  • Die Zeltel aus dem Rohr nehmen und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Notizen

  • Zeltel sind eine alte Spezialität aus der Innviertler Gegend. In den meisten bäuerlichen Haushalten gibt es dafür bis heute kein Rezept, sondern es wird „Daumen mal pi“ zubereitet. Genau dieses Gefühlsrezept meiner Mutter habe ich bei der Zubereitung einmal mitgeschrieben.
  • Bei diesem Gebäck ist Handarbeit gefragt – die Zeltel werden einfach nicht so weich und flaumig, wenn der Teig mit der Maschine geknetet wird.
Gericht: Brot und Gebäck, Frühstück
Küche: Österreichisch

3 Comments

  1. 5 Sterne
    Liebe Veronika,
    schon länger auf meiner Liste, und heute endlich gemacht – ich bin einfach nur begeistert!
    So ein flaumiges Gebäck, genau so habe ich sie aus Kindertagen in Erinnerung. Der eher weiche, mit der Hand abgeschlagene Teig ist offensichtlich wirklich das Erfolgsgeheimnis – ich glaube das mache ich jetzt auch öfter so.
    Vielen dank für dieses Rezept, ich hatte auch nur die Überlieferung „nach Gefühl halt“.
    Liebe Grüße aus Straßwalchen, Maria

  2. Renate Staudinger Reply

    5 Sterne
    Genauso kenn ich das von meiner Mama, wird bald ausprobiert.
    Liebe Gruesse aus Neuseeland
    Renate

    • Liebe Renate,
      Vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, wenn es dann auch in Neuseeland mal köstliche Zelteln gibt!
      Alles Liebe,
      Veronika

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